Was
sie über Honig wissen sollten
Eine
kleine Warenkunde
Honig ist
ein Lebensmittel, dessen Herstellung und Verarbeitung in Deutschland
durch die Honigverordnung
streng geregelt ist.
Was
macht guten Honig aus?
Guten Honig
erkennt man meist am Geschmack. Weitere Qualitätsmerkmale lassen
sich leider oft nur im Labor feststellen.
Bienen
halten die Temperatur im Bienenstock wahrend der Trachtzeit bei rund
35 Grad Celsius. Temperaturen über 38 Grad Celsius zerstören
die Honigenzyme Invertase und Diastase und mindern so die Honigqualität.
Außerdem bildet sich bei der dann eintretenden thermischen Zersetzung
des Honigzuckers Hydroxymethylfurfural (HMF). Der HMF-Gehalt ist eine
wichtige Größe, um herauszufinden, wie frisch ein Honig ist
und ob er schonend behandelt wurde. Maximal 40 Milligramm je Kilogramm
lässt die Honigverordnung zu.
Ein weiteres
Qualitätsmerkmal ist der Wassergehalt. Er darf, außer bei
Heidehonig, nicht über 20% liegen. Empfohlen wird aber maximal
18%. Im besten Fall liegt er unter 16%. Der Wassergehalt kann mit einem
Refraktometer leicht gemessen werden. Von guten Imkern wird es eingesetzt,
um zu prüfen, ob der Honig erntereif ist.
Sichtbare
Fehler bei Honig
Ein zu
hoher Wassergehalt lässt sich nach einiger Lagerzeit leicht erkennen:
Es kommt zur Phasentrennung, d.h. es setzt sich eine flüssige Schicht
oben im Glas ab. Das ist die Vorstufe zum Verderb durch Gärung.
Einen solchen Honig sollten Sie keinesfalls kaufen.
Kein Fehler
ist dagegen ausblühender Zucker, der sich als weiße Schicht
von außen am Glas zeigt. Er ist im Gegenteil ein Zeichen für
die gute Qualität des Honigs, weil er darauf hinweist, dass der
Honig direkt abgefüllt wurde und nicht zunächst in größeren
Gebinden zwischengelagert und dann wieder "aufgetaut" (bis
40 Grad erwärmt) wurde.
Leider
wird genau dieses Verfahren genutzt, um das Ausblühen des Zuckers
zu vermeiden. Zur optischen Schönung wird also die Qualität
des Honigs verschlechtert - leider ein häufiges Phänomen bei
der industriellen Verarbeitung von Lebensmitteln.
Zusatzstoffe
Wenn mit
der Reinheit des Honig und dem Fehlen von Zusatzstoffen geworben wird,
ist das schlicht Unfug. Dem Honig dürfen keine Stoffe zugesetzt
werden, die nicht ausgewiesen werden.
Leider
kommt auch das vor, wie eine Untersuchung
der Stiftung Warentest zeigt.
"Kalt
geschleudert"
Vielfach
wird Honig als "kalt geschleudert" deklariert. Das ist zwar
nicht falsch, aber kein Qualitätsmerkmal. Ein Erhitzen beim Schleudern
wäre nämlich gar nicht möglich oder sinnvoll, weil dann
die Waben brechen oder gar schmelzen würden. Es gibt aber Honigschleudern,
die für eine leichte Erwärmung des Honigs sorgen. Das ist
zulässig und unbedenklich, aber unnötig, wenn die Waben sofort
nach der Entnahme aus den Bienenstock geschleudert werden.
Importhonig
Nur etwa
ein Fünftel des in Deutschland verbrauchten Honigs wird hier auch
erzeugt. Ganz überwiegend stammt der bei uns konsumierte Honig
aus Importen. Die wichtigsten Importländer sind Mexiko, Argentinien
und China. Woher genau der Honig stammt, muss nicht angegeben werden.
Auf dem Glas findet sich dann die Angabe "Mischung von Honig aus
EG-Ländern und Nicht-EG-Ländern".
Sortenhonig
Bienen
sind "blütenstet". D.h. sie befliegen - solange sie ergiebig
genug ist - die gleiche Nektarquelle. Blühen die entsprechenden
Pflanzen in großen Mengen und hinreichend lang, können Sortenhonige
geerntet werden. Das setzt aber voraus, dass sich im Bienenstock nicht
noch anderer Honig befindet. Der Imker muss also vorhandenen Honig abernten,
bevor die entsprechenden Necktarsorte eingetragen wird und dann erneut
ernten, bevor Nektar anderer Sorten eingetragen wird.
Völlige
reine Sortenhonige gibt es kaum. Nach der Honigverordnung darf ein Honig
eine Sortenbezeichnung tragen, wenn er "vollständig oder überwiegend
den genannten Blüten oder Pflanzen entstammt und die entsprechenden
organoleptischen (Geruch, Geschmack), physikalisch-chemischen und mikroskopischen
Merkmale aufweist". Im Kommentar zur Honigverordnung wird der Begriff
überwiegend definiert mit mindestens 60 % Nektar- bzw.
Honigtauanteil der angegebenen Sorte.
Aus diesem
Grund können Honige der gleichen "Sorte" recht unterschiedlich
schmecken - weil wesentliche Anteile enthalten sein können, die
sortenfremd sind. Fehldeklarationen sind häufig.
Die tatsächliche Zusammensetzung eines Honigs lässt sich nur
im Labor annähernd feststellen (insbesondere durch die Analyse
der Pollenzusammensetzung).
.
Flüssig
oder cremig?
Die meisten
heimischen Honigsorten kritallisieren mehr oder weniger schnell aus.
Das hängt vor allem von der Zuckerzusammensetzung (hoher Anteil
an Glukose oder Melizitose) und vom Wassergehalt ab. Sehr schnell fest/cremig
werden z.B. Honige mit großem Raps- oder Löwenzahnanteil.
Länger
flüssig bleiben unter den heimischen Honigen nur Robinie ("Akazie"),
Edelkastanie und manche Waldhonige.
Deswegen
ist bei flüssigen Honigen anderer Sorten Skepsis angebracht. Sie
werden durch Erwärmung und andere Verfahren (Druckfiltration) homogenisiert.
Verfahren, die was Geschmack und gesundheitlichen Wert des Honigs anbelangt,
inakzeptabel sind.
Was
ist Biohonig?
Das Biozertifikat
bezieht sich nur auf die Bienenhaltung, nicht auf die Bienenweide (also
die Pflanzen, von denen die Bienen Nektar und Pollen sammeln). Biohonig
muss also keineswegs von biologisch bewirtschafteten Flächen stammen.
Für die Biozertifizierung ist das auch nicht erforderlich. Auch
eine Imkerei inmitten konventionell bewirtschafteter Flächen kann
das Biosiegel tragen.
Etwas Anderes
wäre auch hierzulande nur schwer möglich. Der regelmäßige
Flugkreis eines Bienenvolkes hat einen Radius von etwa drei Kilometern.
Das ist eine Fläche von rund 30 Quadratkilometern oder 3.000 Hektar
(30 Millionen Quadratmeter). Zum Vergleich: Durchschnittlich haben Landwirtschaftsbetriebe
in Deutschland eine Größe von 56 Hektar. Selbst in Mecklenburg-Vorpommern,
wo es die größten Betriebe gibt, liegt der Durchschnitt unter
300 Hektar.
Dass ein
Bienenvolk im Flugkreis ausschließlich biologisch bewirtschaftete
Flächen vorfindet, ist deshalb die seltene Ausnahme. Häufiger
vorkommen werden dagegen größere Waldflächen, die mangels
Pestizideinsatz als Bioflächen gelten.
Pollen von genveränderter Pflanzen im Honig?
In Deutschland
sind derzeit keine genveränderten Pflanzen für den Anbau zugelassen.
Ein sicherer Weg, Gentechnik im Honig zu vermeiden, ist deshalb, Honig
aus Deutschland zu kaufen.
Das Herkunftland
ist eine Pflichtangabe auf dem Honigglas. Honige, die nicht in Deutschland
erzeugt wurden, tragen meist die Bezeichnung "Mischung von Honigen
aus EU- und nicht EU-Ländern".
Fragen
Sie Ihren Imker!
Honig in
bester Qualität erhalten Sie bei heimischen Imkern. Dort zu kaufen,
ist auch ein guter Beitrag gegen das Bienensterben. Nicht Umweltgifte,
die Verödung der Agrarlandschaft oder die Varraomilbe sind der
Hauptgrund für das Verschwinden der Bienen - sondern die mangelnde
Rentabilität der Nebenerwerbsimkereien. Hierzulande ist es vor
allem das Imkersterben, das zum Verschwinden der Bienen führt.
Dagegen können Sie etwas tun: Kaufen Sie Honig beim Imker Ihres
Vertrauens - aber erwarten Sie nicht Preise wie beim Discounter!